Woran erkennt Ihr hochwertige Djembetrommeln guter Qualität?

Ist Euch bekannt, dass es bei einem so "simplen Instrument" so viel zu Wissen gibt? Liest hier worauf es ankommt und welche Kriterien uns als Leitfaden für unseren Instrumentenbau dienen.


Doch erst noch ein Vorwort zu Raubbau:

Aus gegebenem Anlass möchte ich ein paar Sätze über Tropenholzwirtschaft und deren Raubbau voranstellen. Auch wir bieten Djemben aus Savannenholz an und haben Anstrengungen unternommen, die Hersteller in ein Aufforstungsprojekt einzubinden.
Die Herstellung der Instrumente stellt ja in vielen Westafrikanischen Ländern eine nicht zu vernachlässigende Einnahmsquelle dar. Auf Grund alt-gewachsener und stabiler sozialer Strukturen, welche den Beteiligten keine Änderungen des Einkaufs- und Produktionsverhaltens wagen ließen, ist dies jedoch bedauerlicherweise gescheitert. Wir werden unsere Lagerbestände abarbeiten, uns dann nurmehr auf die Produktion nachhaltiger Produkte aus Hempstone R  konzentrieren und versuchen, die Technologie weiter zu verbreiten.

Viele in Umlauf befindliche "Zertifikate" sind ein fake.
Es schmerzt die Vorstellung, dass 100kg bestes und vom Aussterben bedrohtes Tropen- oder Savannenholz zerhackt wird, um 6-8 kg Djembekorpus zu erhalten.
Das ergibt über 90% Abfall vom hochwertigen Ausgangsmaterial!
Die Konsiquenz war, nach Alternativen zu suchen, was uns mit Hempstone R auch gelang.


Die "echte Djembe" sei aus Lenke (Lingue, Afzelia africana), Iroko, Kambala, das ist auch unter Profis eine weit verbreitete, nicht bestätigte Meinung. In jeder Region wird die Djembe aus dem Holz geschnitzt, das sich am besten eignet, oder das ein schnelles Geschäft verspricht, oder das überhaupt noch erhältlich ist.
Zertifikate in Ländern hoher Korruption sind ein fragwürdiger Schutz.

Manchmal ist die Rede von Plantagenholz: Wie lange braucht ein Mahagonibaum um eine Djembe zu liefern? Wann wurde die Plantage angelegt?
Was war dort für ein Wald vor Anlegen der Plantage? Trägt Ihr die Konsiquenzen?
Die Gier nach der Rarität könnte dem System den Rest geben und sollte deshalb von umweltbewussten Menschen hintangestellt werden.

Eine ökologisch hergestelltes Djembe, das den Raubbau unterbinden hilft, kann meiner Meinung mit dem Image von "Originalen" mindestens mithalten.

Der folgende link führt Euch zu  www.raubbau.info da liest Ihr, wie es
um die Bedrohung oben genannter Baumarten steht. Dennoch beziehe ich fairerweise in meine Beschreibung die genannten Hölzer mit ein, wir werden allerdings nach Abarbeitung unseres reichlichen Lagerbestandes nur mehr Alternativen anbieten.

Und es sei noch etwas angefügt: Ein freier Schnitzer einer Djembe bekommt einen Arbeitslohn von ca 0,50 Euro pro Stunde. Wir leisten deshalb vielfältige Unterstützung in Gambia, soweit uns das möglich ist. Schlimmer wird´s noch wenn man fragt, wieviele der billigsten Djemben aus Kinder- oder Sklavenarbeit stammen. Eine Djembe nach afrikanischer Methode hergestellt, würde in Europa unter Einhaltung von Mindestlöhnen und üblichen Materialpreisen mindestens Euro 1000.- kosten.

Bevor Ihr das billigste Schnäppchen dubioser Herkunft jagt, und dabei vielleicht noch ein paar Euro einsparen wollt, zeigt Pioniergeist und leistet Euch ein Top Instrument ökologischer Herkunft, das auch seinen Wert behält, mit dem Image des Besonderen,
reine Hanffaser nur mit Wasser verarbeitet.
Manche wollens ja gar nicht glauben, dass das funktioniert, habe ich bemerkt.
Ich lade jede(n) ZweiflerIn ein, meine Werkstatt zu besichtigen und das Material vor Ort zu prüfen oder selbst mitzuarbeiten. Das kann übrigens auch als Austauschleistung für ein Instrument geschehen, wenn der Geldbeutel schmal ist.
Norbert Schmid.


Nun zur Djembe selbst.

Klarerweise beschreibe ich hier neutral alle Bauarten der Djemben und nicht nur meine Hanfdjemen aus Hempstone.


Der Korpus:
Langfaserige und spröde Harthölzer haben bessere Klangeigenschaften, sind dauerhaft und erlauben dünnere Wandstärken, das gibt mehr Innenraum. Testen Sie mit der Fingernagelprobe innen am "Trichter". Trockenspröde Savannenhölzer ("Duto", "Doda",Cordyla Pinnata, Teak, Afzelia africana") haben obertonreiche Resonanzen.

Gute Korpen sind innen möglichst gut ausgearbeitet, rissfrei, nicht zu schwer,
zum Beispiel 36x63 cm, klassische Form, nicht wesentlich über 7kg. Der obere Spielrand ist schön abgerundet, eben, der Korpus steht nicht schief da. Beschnitzungen und Dekor ist Geschmacksache. Der Korpus ist idealerweise aus einem Stück gefertigt.

Am Ansatz weit offene Trichter geben höhere, offen klingende Basstöne, enger Trichteransatz gibt tiefe Bässe, die ausgewogenen Proportionen, innen glatter Trichter, luftdichter Kessel sind für kräftige Basstöne verantwortlich.
Unten sollte der Trichter aufgehen, damit eine ausreichend große Öffnung entsteht, wenn im Sitzen geübt wird. Wenn die Djembe nicht am Boden steht, also umgehängt wird, würde ein gerades Rohr als Resonator auch genügen manchmal sogar effizienter sein.

Die Stärke des Felles soll im Einklang mit der Form des Korpus sein, damit Fell und Korpus die Resonanz verstärken und nicht gegeneinander arbeiten.
Dicke Felle wie Rind, etc.brauchen andere Korpen als die Kelchform.

Der Basston wird fast ausschließlich von der inneren Form bestimmt und kann durch Spannen nur wenig in seiner Höhe verändert werden. (Helmholtz-Resonator). Öffnungen, die Luft hindurch lassen, wie Wurmlöcher, kleine Risse, Schrauben, Fraßlöcher oder Beschädigungen des Fells, lassen den Basston ermatten oder gar verschwinden. Gut verklebte Astlöcher oder kleinere professionell verschlossene Risse sind akzeptabel, sie kommen im natürlichen Werkstoff Holz immer wieder vor. (Nur duromere, harte Kleber und Füllmassen sind dauerhaft, Weißleime, wässrige weiche Holzleime, haben bei Musikinstrumenten eigentlich nichts verloren!).
Die Oberfläche wird oft mit Stoffen kaschiert, man sieht nicht was darunter los ist. Die Oberfläche sollte besonders bei harten Savannen- und Tropenhölzern ausreichend mit Lack, Firnis, oder zumindest Hartöl vor raschen Feuchteänderungen wie sie in unserem Klima vorkommen, versiegelt sein, nur ölen mit Palmöl reicht meist nicht aus um vor Rissbildungen dauerhaft zu schützen.

Bedenken Sie, dass der Korpus das eigentliche Stück ist, die Bespannung kann man ändern (allerdings arbeitsaufwendig), Felle wechseln, Schnüre erneuern, etc.

Korpen aus Kunststoffen sind machbar, eventuell auch leichter, die Problematik liegt hier mehr in der Herstellung, den Rohstoffen und vor allem in der Entsorgung kaputt gegangener Instrumente. Die Ozeane sind voll von schwimmenden und untergegangenen Plastikmüll,
die Tiere ersticken daran.

Korpen aus Hempstone können keine Risse bekommen, sind in idealer akustisch durchdachter Proportion gebaut, im gesamten leichter, dauerhafter und abnützungsresistenter als Harthölzer, in Beibehaltung des Naturstoffes Zellulose.

Die Bespannung: rein technisch sollten die Metallringe aus einwandfreiem Material und professionell verarbeitet, gebogen, geschweisst, mit Stoffen oder Haut nicht zu dick umwickelt sein. Der unterste Ring sollte möglichst eng um den "Trichter" geschweißt, und am Korpus nicht abstreifbar sein. Der nicht beknüpfte obere Ring ist idealerweise etwas weiter, so dass der am Holz ansitzende beknüpfte Ring nicht darüberschlüpfen kann.
(Wenn das passiert, heißt es Neubespannen!)

Das Schnursystem muß bei einem guten Instrument bis 2 Tonnen Zug aushalten. Wenn es dann noch elastisch dem Zusammenziehen der Haut bei Trockenheit und dem Ausdehnen bei Feuchtigkeit entgegenkommt ist das Argument von festen, gereppten starren Seilen rasch entkräftet.

Diese braucht man nur wenn man Schnur (und damit Arbeit und Qualität) spart und hat als Ergebnis ein starres System, das auf Klimaänderungen wenig reagiert. Es sollten etwa so viele Schnurknoten sein wie cm Durchmesser. Ungeeignet sind Schnüre wie "Wäscheleinen" aus Polypropylen (oft in Asien verwendet) oder zu dünne Schnüre und leider auch die meisten Naturfaserschnüre, da sie dauerhaft nachgeben.
(Ideal sind 5-7mm für 36x63cm Polyester, Polyamid, ev. Viskose, Acetatseide).

Die ganze Schnur sollte lang genug sein (ein freier Rest ist notwendig zum Weiterspannen) und aus einem Stück bestehen, sonst muß Sie bei einem Fellwechsel erneuert werden. Naturfaserschnüre sind bedauerlicherweise ungeeignet, da sie sich immer weiter ausdünnen. Früher wurden Djemben deshalb mit Tiersehnen in Pflocktechnik bespannt.

Die beiden oberen Ringe des Spannsystemes sollten so genau und eng angemessen sein, dass die Schnurknoten am Korpus ansitzen. Das erlaubt ein Stimmen und Spannen durch "Herunterklopfen" der Ringe mit einem stumpfen Holzklotz, und Hammer, Gummihammer oder ähnlichem Werkzeug. Zusätzlich verhindert es unerwünschte akustische Resonanzen des Spannsystemes.

Die oberen Ringe sollten bei einer neu bespannten Djembe nicht tiefer als 2 cm unter dem Rand sitzen, nach unten wandern sie im Laufe der Zeit durch Nachspannen sowieso..
Sitzen die Ringe zu tief, verliert sich die Spannung im Randbereich, belastet dort und wirkt weniger auf auf die Spielfläche, das kann Fellrisse im Randbereich fördern.

Der Vorteil des ansitzenden Spann-Systems mit elastischen Schnüren: wenn es heiß und trocken wird, aber auch bei trockener Kälte schrumpft das Fell, es rückt das System nach oben und kann dann nach Ausdehnung durch Feuchtigkeit mit Klopfen rasch wieder getrimmt werden, ohne Spannschnur zu ziehen. Die Spannschnur (Ringschnur) sollte noch ein, besser 2 Reihen nach oben frei haben, und es wird erst dann wird weiter eingeflochten, wenn klopfen nicht mehr wirkt und das Schnursystem nachgespannt werden muß.

Manche afrikanischen Hersteller übertreiben die Enge der Ringe, dann schabt und drückt der Schnurknoten das Fell zu sehr, verdünntes an diesen Stellen, das kann ebenfalls zu Rissen führen. Hier gehtes um genaue Millimeterarbeit.

Die Haut sollte keine Beschädigung haben, gut verheilte kleinere Narben, oder kleine
Artefakte von Warzen, etc. sind natürlich und normalerweise keine Gefahr für Risse.
Die Ziegenhaut sollte mittig (Rücken des Tieres in der Mitte, ist leicht zu sehen) aufgespannt sein und nicht chemisch behandelt (enthaart) sein.

Ein händisch, mechanisch rasiertes (geschabtes) Trommelfell ist meist an leichten Kratzspuren in der obersten Pigmentschicht der Haut zu erkennen, auch sind am Rand dann wieder Haar zu erkennen.

Jede chemische Behandlung, ja sogar das Einsalzen zur Konsevierung der rohen Haut schädigt die Festigkeit der Haut. Naturbelassene, zur Konservierung nur luftgetrocknete, nur neutral gewaschene, handrasierte Ziegenhäute haben die für eine gute Djembe nötige Festigkeit. Aus hygienischen Sicherheitsgründen bleibt aber oft eine Desinfektion nicht erspart. Jedes Anzeichen von Tierfraß an Haut und Haar kann zum Reißen des Felles führen. Idealerweise die Trommel immer in der Tasche aufbewahren und Mottenschutz (Lavendl, etc) einlegen.

Bei Befall: (Motten, Speckkäfer, etc) Ein Befall ist erkennbar an teilweise abgefressenem Haar und kleinen sandähnlichen Körnchen (Motten) oder angefressener Haut (eher Speckkäfer). Pyrethrum aufsprühen, 2 Tage lichtdicht einpacken, dann an´s Tageslicht, Pyrethrum wird vom Licht zerstört, ist für den Menschen weitgehend ungiftig.

Shea Butter (Fett der Sheanuß) hin und wieder ganz wenig davon auf die Handfläche und einspielen, das hält die Trommelhaut wasserabweisend und elastisch.

Es gibt die Varianten:
Überstehender Fellrand, Vorteil: Schutz der oberen Schnurknoten,
für Anfänger gewisser Schutz vor Verletzung, das Fell kann nochmal aufgespannt werden wenn z.B: eine Schnur reisst oder beschädigt wird. Ist dekoratv (Geschmacksache).

Nachteil: Zieht mehr Motten an, kann Haare lassen, spielt sich im Laufe der Zeit ab, wird speckig (kann dann immer noch abgeschnitten werden), ev problematischer für Allergiker?

Abgeschnittener Fellrand, Vorteil: kein Versteck für "Tierchen", übersichtliches Spannsystem, dekorativ (Geschmacksache)

Nachteil: Im Falle von Schnurbschädigung: Fell nurmehr bedingt für kleinere Djembe verwendbar,
Die Schnurknoten bilden einen harten Rand für die Hände der Anfänger.
Obere Knoten können leichter beschädigt werden, besonders beim "Sitzen" auf der liegenden Djembe, am Lagerfeuer etc..

Dachse, Pferde, Elefanten, Känguruhs...:
Also ich persönlich habe ja nichts dagegen, wenn alle möglichen Felle auf Djemben augespannt werden. Sinnvoll finde ich nur was akustisch auch relevant ist. Dicke Felle brauchen andere Formen der Resonanzkörper um optimalen sound zu entfalten, zusätzlich verschenkt man die obertonreichen Slaps, die dann eher stumpf klingen.

Wenn ich provokant sein will, würde ich sagen:
wollen Sie ein gutes Instrument oder ein extravagantes Schaustück zu Prestigezwecken oder ein esoterisches Heilmittel? - auch ok, ist dann eben keine Djembe mehr.
Man kann auf eine Gitarre auch Bassaiten aufspannen, auf Djembekörper (also der Kelchform) auch Kalb, Rind, Schwein, Hirsch, Dachs, Pferd, Elefant oder Nashorn aufspannen, wer das will, auch ok.

Die Gesetze der Akustik, die auch zu den kosmischen Gesetzen gehören, verlangen für eine dicke dumpfe Haut auch einen großen Kessel mit großem Resonanzraum, wie sie Congas, Bougarabous, Tumbas etc haben.

ca 600 afrikanische Völker haben alle verschiedene traditionelle Trommeln. Die meisten
davon sind dumpf klingend. Nur die Bambara, die Malinke mit der Djembe und die Wolof mit Ihrer Sabar haben die hohen hell klingenden Instrumente, die eine Vielfalt an Sounds durch verschiedene Schlagtechniken erlauben.
Wir respektieren deren Tradition und Herkunft und sind dankbar für das umfangreiche Wissen, das uns diese Kulturen zur Verfügung gestellt haben.

Das hat nichts mit kopfig oder erdig, Europäer versus Afrikaner zu tun, wie oft in der Szene zu hören ist und wie manche Hersteller erklären, die gar nicht von Djembetrommeln sprechen wollen, obwohl sie die Form der Djembe verwenden. Sie verzichten dann auch auf die feinen Nuancen der gekonnt gespielten Slaps, die das Charakreristikum des Djembespiels ausmachen, sozusagen die Würze des Sounds sind.

Deshalb verwenden wir, so wie heute üblich afrikanische Ziegen, anstatt früher traditionell verwendeter Häute der aussterbenden und gefährdeten Antillopen. Häute afrikanischer Ziegen sind durch karge Nahrung, viel Bewegung in der Savanne zäh und fettarm und auch wegen der Kurzhaarigkeit höchst geeignet.

Ziegenhäute sind aber auch in verschieden Stärken erhältlich, so dass ausreichende Auswahl zur Verfügung ist den Bereich klanglicher Vielfalt und verschiedener Größen bei Djemben ausreichend abzudecken, ohne den Klang stumpf werden zu lassen.

Sollten Sie den aber dennoch ausdrücklichen Wunsch nach anderen Fellen haben, können wir das natürlich beim Bau der Instrumente berücksichtigen.

 

Händler und Partner DrumParam ist autorisierter Händler von Schlagwerk-Percussion.
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